Glücklicher aber erarbeiteter Last-Minute-Sieg bei Rulle II

Es bleibt dabei: Auswärts sind wir schwieriger niederzuringen als der unglaubliche Hulk auf Steroiden. Nach zunächst zwei Unentschieden auf fremden Plätzen, stehen nun sogar zwei Auswärtssiege in Folge zu Buche. Generell konnten wir aus den letzten drei Spielen sieben ganz wichtige Punkte einfahren, haben den Abstand auf den Abstiegsplatz auf neun Punkte vergrößert, haben sogar noch ein Spiel in der Hinterhand mit dem wir, Sieg vorausgesetzt, theoretisch sogar auf Platz sechs springen könnten und – was für viele sicherlich die Mini-Kirsche auf der normalen Kirsche auf dem momentanen Super-Sahne-Eisbecher ist – wir stehen vor den ungeliebten Nachbarn aus Ueffeln-Ost in der Tabelle! Aber zunächst nochmal: Rückblende!

Wo genau wir Gegner und auch uns selber einsortieren sollten, war vor dem Anpfiff ein großes Fragezeichen. Hat Rulle nun die vermeintlich zweitschlechteste Defensive oder ist der angerührte Beton nach zwei zu-null-Spielen nun fest? Wie stark ist ein Tabellendritter in dieser engen Liga wirklich? Und was ist mit uns? Kommen wir nach dem kuriosen Bohmte-Spiel mit einer „Jetzt erst recht“-Einstellung an den Ruller Prozessionsweg oder knabbern so viele vergebene Torchancen und der unglückliche Punktverlust am Selbstvertrauen? Das Spiel sollte die Antworten geben und begann mit einem kleinen Kuriosum. Nachdem in den vergangenen beiden Spielen solche Situationen jeweils gegen uns gepfiffen wurden, bekamen wir diesmal in der Anfangsphase einen indirekten Freistoß aufgrund eines Rückpasses zum Keeper zugesprochen, der in die Kategorie „nie im Leben“ gehört. Da wir zu der Kategorie Menschen gehören, die ein gewisser C.-D. Wollitz mal liebevoll als „Gerechtigkeitsfanatiker“ bezeichnete konnten wir das Schiri-Geschenk natürlich nicht annehmen. Wir zogen es vor den Schuss so zu platzieren, dass der Torwart lediglich mit der Reaktionsgeschwindigkeit eines High-End Rechners reagieren musste, um zu parieren. Gutes zu tun, fühlt sich so schön an! Wenig später sah der Ruller Torwart allerdings etwas unglücklich aus, als Niklas Hagen bei einem Ruller Klärungsversuch seinen Fuß dazwischen bringen konnte. Von Niklas‘ Latschen frohlockte der Ball im hohen Bogen über den etwas weit vorne stehenden Keeper in die Maschen. Das nennt man dann wohl gutes Karma. Insgesamt ließ Rulle nur in der Offensive ab und an erahnen, warum sie Tabellendritter waren. Ein zwei schön vorgetragene Angriffe scheiterten aber an unserer Viererkette, spätestens an unserem menschlichen Fangzaun, Sascha ter Maten. Allerdings war der Angriff der Hausherren in der ersten Hälfte auch von ungefähr genauso vielen Ungenauigkeiten geprägt, wie mein Gedächtnis nach einem Mannschaftsabend. Dazu kam eine extrem wackelige Abwehr, die sich grade bei hohen Bällen und dem Einschätzen dieser oft selber in die Bredouille brachte. Leider gelang uns kein zweiter Treffer, obwohl die Möglichkeiten durchaus vorhanden waren. Stattdessen fingen wir uns mit einer der wenigen Ruller Chancen im ersten Durchgang direkt das 1:1. Auf der linken Abwehrseite kann die Flanke, die verhindert werden muss, nicht verhindert werden und in der Mitte ist der Stürmer buchstäblich on fire und kommt mit viel zu viel Platz frei zum Kopfball und markiert den Ausgleich. Trotz einer ersten Halbzeit, die man durchaus als überlegen bezeichnen konnte, stand es „nur“ 1:1 zur Pause. Dennoch waren wir natürlich wild entschlossen, hier noch mehr mitzunehmen. Doch auch Rulle war entschlossen sich besser zu präsentieren als zuvor und das klappte auch. Auch durch einige Unaufmerksamkeiten in unserer Defensive zu Beginn der zweiten Halbzeit fand Rulle offensiv besser ins Spiel und stabilisierte die eigene Abwehrarbeit. Folglich tauchte Rulle vermehrt gefährlich vor unserem Tor auf und arbeitete sich gute Chancen heraus. Diese wurden aber zu unserem Glück nicht verwertet. Wir hingegen kamen nicht mehr so gut durch wie in Halbzeit eins, dennoch versuchten wir ähnlich wie eine Zeitarbeitsfirma die Abwehr der Ruller so gut es ging zu beschäftigen und die Hausherren von unserem Tor wegzuhalten. Das klappte im Verlauf der zweiten 45 Minuten mal mehr und mal weniger gut, sodass sich eine intensive und vor allem spannende Partie entwickelte. Aufgrund der besseren Möglichkeiten für Rulle im zweiten Durchgang, hätten wir mit einem insgesamt leistungsgerechten 1:1 wohl leben können, doch aufmüpfig wie die Jugend heutzutage ist, waren unsere Teenie-Idole von der Bank mit dieser konservativen Idee eines 1:1 nicht einverstanden und übten sich in Anarchie. Es war vermutlich schon die Nachspielzeit als sich der 17-jährige Sebastian Pohl den Ball vor dem Ruller Tor erspitzelte, die Übersicht behielt und den prächtig mitgelaufenen 18-jährigen Marek Hellmich bediente, der den Ball gnädigerweise anscheinend in Zeitlupen-Tempo über die Linie drückte. Der anschließende Jubel war natürlich groß und verdoppelte sich durch die Nachricht, dass man somit in der Tabelle an einem gewissen blau-weißen Verein vorbeigezogen war.

Es scheint so als wäre mit dem Spiel in Wallenhorst ein kleiner Knoten geplatzt. Man kann zwar nicht davon ausgehen, dass es ganz ohne Niederlagen weitergehen wird, aber die Mannschaft tritt seit dem von Spiel zu Spiel selbstbewusster auf und wurde mit diesem, nennen wir es „dreckigen“ 2:1 in Rulle für seine Mühen (nicht zuletzt auch aus dem Bohmte-Spiel)belohnt. Schön ist nicht nur, dass wir den Sieg heute in persona von Sebastian Pohl und Marek Hellmich einwechseln konnten, sondern dass von „unten“ immer wieder talentierte junge Leute nachrücken, wie eben jener Sebastian Pohl, der sein erstes Spiel in der Herren direkt mit der Siegvorlage garnieren konnte. Negatives gibt es von dieser Vorstellung in Rulle nicht viel zu vermelden. Für die Schonung der Nerven aller Beteiligten, wäre es schön gewesen, die Ruller Konfusion im ersten Durchgang schon zur einer zwei-Tore-Führung zu nutzen. Im zweiten Durchgang ließen wir nicht nach, sondern Rulle wurde stärker, umso schöner zu sehen, dass wir kämpferisch dagegenhielten und weiter unsere Chancen suchten, dachte auch der Fußball-Gott und belohnte uns schlussendlich für unsere Mühen. Genau so macht er das hoffentlich auch am kommenden Samstag, wenn wir gegen Rieste II endlich den zweiten Heimdreier einfahren wollen. Gegen einen unbequemen Gegner wird es sicherlich ein kampfbetontes Spiel, in dem jeder Rückzieher gnadenlos bestraft wird. Aber mit dem gewonnen Selbstvertrauen aus den letzten Spielen ist auch dort wieder was Zählbares drin. Anstoß ist am Samstag um 18 Uhr.